4. SONNTAG DER OSTERZEIT

21.04.2013

Evangelium nach Johannes (10,27-30)

Gedanken zum Evangelium:

Der ehemalige Generalobere des Jesuitenordens, Pedro Arupe, hat einmal gesagt: „Für mich ist Jesus Christus alles. Nehmen Sie Christus aus meinem Leben, und alles wird zusammenstürzen wie ein Körper, dem man das Skelett, den Kopf und das Herz wegnimmt.“ Können wir das auch für uns sagen? Hat Jesus auch für uns diese Bedeutung? Ist er die tragende Kraft meines Lebens? Ist er in meinem Kopf und in meinem Herzen anwesend und wirksam? Können wir sagen: „Wenn es Jesus nicht gäbe, wüsste ich nicht wie ich leben sollte, welchen Sinn mein Leben haben sollte“?

Hier wird wieder einmal klar, dass Christsein und christlicher Glaube viel mehr ist, als zu einigen Wahrheiten „Ja“ sagen. Das Christentum ist keine Lehre, sondern eine Beziehung – eine Beziehung zu Jesus Christus und so zu Gott. Und eigentlich will das heutige (kurze) Evangelium uns sagen, welche Art von Beziehung das ist.

Wie so oft, tut Jesus das in einer Bildsprache. Er greift Erfahrungen aus dem damaligen Alltagsleben auf: z.B. das Verhältnis eines Hirten zu seinen Schafen. Diese Bilder, diese Vergleiche, sprechen uns heute - besonders als Stadtmenschen - nicht so direkt an. Wir müssen mehr darüber nachdenken, um sie verstehen zu können. Die Schafe sind – auf Gedeih und Verderb – auf ihren Hirten angewiesen. Die Schafe hören auf den Hirten. Sie kennen ihn und folgen ihm. Er beschützt sie, damit sie nicht umkommen und die für sie geeignete Nahrung finden.

Ist Jesus für uns wie ein Hirt, den wir kennen, dem wir vertrauen, auf dessen Stimme wir hören, dessen Ruf wir folgen, damit wir richtig leben können?

Das Leben ist vielfältig, komplex und eben auch kompliziert. Besonders in unserer modernen Zeit werden wir oft verunsichert durch eine Vielzahl von Stimmen, Lockrufen und Angeboten, die wir hören. Welche ist die richtige, welche leitet und fördert unser Leben wirklich? Immer mehr hört man, in der Erziehung sollen wieder mehr Werte vermittel werden. Anscheinend wissen viele, die erziehen, nicht mehr, welche Verhaltensformen und Werte für das Leben wichtig sind. Wir leben in einer Art „Supermarkt der Wahlmöglichkeiten“ und am Ende wissen wir nicht mehr, was wir sollen. Wir leben nur noch in der Angst, etwas zu verpassen.

Hören wir die Stimme von Jesus in dieser lauten Welt? Hören wir, wie er uns ruft? Kennen wir seine Stimme noch?

Menschen, die sich nahestehen, kennen sich an der Stimme, auch wenn sie sich nicht sehen. Oftmals machen wir die Erfahrung, dass wir im Trubel der Stadt oder eines Kaufhauses plötzlich eine Stimme hören, die uns bekannt ist, die uns aufhorchen lässt, die uns anzieht. Jesus sagt: „Die zu mir gehören, kennen mich und meine Stimme.“ Leben wir nicht oft wie Schafe, die keinen Hirten haben, weil seine Stimme durch den Lärm des Lebens übertönt wird?

Wenn wir auf seine Stimme hören, verspricht er uns Leben, ewiges Leben. Wer kann so etwas versprechen? „Ich und der Vater (Gott) sind eins“, sagt Jesus, der Mann aus Nazareth, der in einer unüberbietbar tiefen Beziehung mit Gott lebt. Deswegen kann er uns Leben schenken, uns zu Gott führen, zu dem tiefsten Lebenssinn.

Jesus ruft uns, ihm zu folgen. Hören wir auf seinen Ruf, sagen wir „Ja“ zu ihm, jetzt und hier, und machen wir dieses „Ja“ wahr und glaubwürdig durch unseren täglichen Einsatz für die Sache Jesu, für das Reich Gottes. Wir sind alle von Jesus gerufen, berufen, um das zu tun, was wir können – als Mann, als Frau, als Mutter oder Vater, als Priester, als Handwerker, als Erzieher und Erzieherin. Überhören wir seine Stimme, seinen Ruf nicht, damit er uns führen und leiten kann – zum Leben.

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